Kann man die Tür eines Flugzeugs während des Fluges öffnen?
Es ist der Schrecken vieler Flugreisender. Ein Mann, der plötzlich die Tür des Flugzeuges aufreißt. Doch ist das technisch überhaupt möglich?
Manche Erlebnisse möchte man während einer Flugreise einfach nicht haben. Dazu gehört wohl auch das, was die Passagiere des Lufthansa-Fluges LH1406 am Sonntag durchmachen mussten. Denn bei ihnen im Flugzeug, 11.000 Meter über Österreich, kam es zu einem unschönen Vorfall. Ein wohl geistig verwirrter Mann versuchte nämlich die Tür der Maschine zu öffnen. Aus Hollywood kennt man diese Bilder: Vom explosivem Entweichen des Kabineninnendrucks. Von herumfliegenden Menschen und Gepäckstücken. Am Ende scheiterte der Mann in dem Lufthansa-Flugzeug, auch wegen einigen engagierten Passagieren, die ihn von seinem Vorhaben abbrachten. Doch eine Frage bleibt: Hätte er die Tür des Flugzeuges überhaupt öffnen können?
Das Öffnen der Tür erfordert keinen Trick
Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Wie Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit sagt, hätte der Mann die Tür nicht öffnen können. "Es wäre wohl zu einem leichten Druckabfall gekommen, weil die Dichtungen nicht mehr 100-prozentig geschlossen hätten. Aber das wäre höchstens unangenehm gewesen." Eine Gefahr für die Passagiere hätte nicht bestanden. "So viel Kraft hat ein einzelner Mensch nicht, um die Tür während des Fluges zu öffnen", betont Handwerg.
Einen besonderen Mechanismus oder Trick gebe es jedoch nicht. Immerhin müsse jeder Passagier im Notfall in der Lage sein, die Tür zu öffnen, um zu entkommen. Sie ruht während des Fluges in einem versteiften Rahmen, um dem gewaltigen Druck standzuhalten. Zum Öffnen rückt sie zuerst ein Stück nach innen und klappt dann nach oben und außen weg. Durch die Druckunterschiede ist sie so nicht zu öffnen.
Das liegt an den Naturgesetzen. Immerhin sind Flugzeuge mechanisch gesehen unter Druck stehende Zylinder, die mit über 700 Kilometern in der Stunde durch die Luft rasen. Durch einen Effekt in der Natur, der sogenannten Osmose, versucht der hohe Innendruck der Kabine zu entweichen. Die Tür nach Innen zu ziehen würde bedeuten gegen diese gewaltige Kraft anzuarbeiten. Explosionen wie man sie aus Hollywood kennt, können so nicht passieren. Dafür bräuchte es schon eine richtige Bombe, sagt Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg. "Mit normalen Mitteln ist das nicht zu erreichen."
Auch die Passagiere sind eine weitere Sicherheitsmaßnahme im Flugzeug
Zudem wirkt im Flugzeug eine weitere Sicherheitsmaßnahme. So reagierten auch bei Flug LH1406 einige Passagiere, zufällig Mitglieder eines serbischen Handballteams, und stoppten den verwirrten Mann, bevor er größeren Schaden anrichten konnte. Doch selbst sie hätten mit vereinten Kräften die Tür des Flugzeuges nicht öffnen können. Dafür hätte es Schätzungen zufolge die Kraft von gut 100 Bodybuildern gebraucht. Eine unangenehme Situation war es aber so oder so für alle Passagiere an Bord.
Die Diskussion ist geschlossen.