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30 Autos gingen in der vergangenen Nacht in Flammen auf.

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Die Polizei im Großeinsatz.

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Stockholm - Die Ausschreitungen in Stockholmer Vororten ebben nicht ab. In der Nacht auf Mittwoch haben Jugendliche erneut Autos angezündet und Polizisten und Feuerwehrmänner mit Steinen beworfen. Rund 30 Autos gingen in Flammen auf. Die Polizei nahm acht Personen fest. Im Gegensatz zur Vornacht gab es keine Verletzten. Es war bereits die dritte Krawallnacht in Folge. Die Ausschreitungen begannen am Sonntag im Vorort Husby und haben nun auch auf andere, überwiegend von Immigranten bewohnte Stadtteile übergegriffen.

Auslöser der Krawalle in Husby war Tod eines 69-jährigen Mannes, der vor einer Woche bei einem Polizeieinsatz von Polizisten erschossen wurde. Laut lokalen Berichten soll der Mann die Beamten mit einer Machete bedroht haben. Aktivisten warfen der Polizei übertriebene Gewaltanwendung vor und gaben an, von den Beamten als "Affen" beschimpft worden zu sein. Beobachter vermuten aber auch, dass sich jetzt vor allem aufgestaute Wut über die Ausgrenzung von Einwanderern entlädt. "Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal, das so etwas passiert", sagte Rami al-Khamisi, der Gründer der lokalen Jugendorganisation "Megafonen" dem Nachrichtenportal "The Local". Das sei die Reaktion darauf, dass es in Schweden keine Gleichberechtigung gäbe, so al-Khamisi.

Ministerpräsident verurteilt Ausschreitungen

Einfache Antworten als Erklärung für den Gewaltausbruch gäbe es nicht, sagte Susanne Tengberg, die seit Jahren für die Jugendsozialarbeit in Husby und anderen Vororten verantwortlich ist, der finnischen Zeitung "Helsingin Sanomat". Ein Teil der Jugendlichen würde den Nervenkitzel suchen. Unbestreitbar sei aber auch, dass sich viele Jugendliche trotz staatlicher Integrationsangebote ausgegrenzt fühlen. "Das kann man nicht ignorieren." Der Stadtteil Husby im Nordwesten der schwedischen Hauptstadt war in den 60er-Jahren als moderne Wohnsiedlung im Rahmen des umstrittenen "Millionenprojekts" errichtet worden. Heute wird er vor allem von marginalisierten Gruppen der schwedischen Gesellschaft, darunter viele Einwanderer, bewohnt.

Die Krawalle haben auch eine Debatte über den Abbau des Sozialsystems und den Zuzug von Einwanderern ausgelöst. Schweden reduziert seit Jahren die staatlichen Unterstützungsleistungen. Dadurch nahm das soziale Gefälle in Schweden so stark zu wie in keinem anderen OECD-Land. Insbesondere Migranten sind von Jugendarbeitslosigkeit und Armut betroffen. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung wurden im Ausland geboren.

Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt verurteilte am Dienstag die Ausschreitungen und äußerte die Befürchtung, dass die Krawalle weitergehen könnten. Gleichzeitig stellte er sich hinter die Arbeit der Polizei, die von zahlreichen Beobachtern kritisiert wurde. Eine Gruppe junger Männer glaube, sie könne die Gesellschaft mit Gewalt verändern, so Reinfeldt. "Das ist nicht ok." (red, derStandard.at, APA, 22.5.2013)