Ein Zimmermädchen-Alltag : Erst Schikanen, dann die Kündigung
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Anfällig: Im Geschäftsfeld Hotelzimmerreinigung finden sich laut IG Bau auch in Frankfurt dubiose Anbieter Bild: Pilar, Daniel
Die Kroatin freute sich auf ihre Arbeit als Zimmermädchen in einem Frankfurter Hotel. Angestellt ist sie dort aber nie. Arbeitgeber sind innerhalb weniger Wochen mehrere Reinigungsfirmen - und es gibt Streit um den Lohn.
Gordana Bosnjak ist fest entschlossen. Sie wird die annoncierte Arbeit als Zimmermädchen annehmen. In ihrem Beruf als veterinärmedizinisch-technische Assistentin kann die gebürtige Kroatin nicht arbeiten, ihre Qualifikation müsste sie erst einmal in Deutschland anerkennen lassen. Die 38 Jahre alte Mutter einer halbwüchsigen Tochter will lieber sofort die Chance auf eine feste Arbeit nutzen, sie greift zu.
Das war im August. Inzwischen hat Bosnjak Kündigungsschutzklage eingereicht. Am 21. Oktober hatte sie ein formloses Kündigungsschreiben zum 23. Oktober erhalten. Außerdem will sie die 4547 Euro erstreiten, die ihr nach Angaben ihres Rechtsanwaltes vorenthalten werden.
Noch immer ist sie empört über das, was sie in den vergangenen Monaten erlebt hat. „Ich wollte endlich eine feste Stelle, um den Lebensunterhalt für mich und meine Tochter zu verdienen“, sagt sie. Gestoßen sei sie aber auf „üble, menschenverachtende Machenschaften und Schikanen“, schimpft sie. Sie legt dabei einen Stapel von Verträgen, Schriftsätzen, Bescheinigungen und Stundenzetteln auf den Tisch, um das nachzuweisen.
Seit gut zwei Jahren in Deutschland
Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Denn bis zum Vorstellungstermin dachte die Frau noch, es gehe um eine Anstellung beim Intercity-Hotel an der Nordseite des Frankfurter Hauptbahnhofs, das zur Steigenberger-Gruppe gehört. Die gilt als gute und seriöse Adresse, weiß die Kroatin, die seit gut zwei Jahren in Deutschland lebt. Was sie nicht weiß: Sie wird zwar kurz darauf tatsächlich Zimmer des Hotels reinigen, aber sie wird niemals Angestellte der Gruppe sein. Die wirbt damit, für Gäste und als Arbeitgeber immer nach dem Besten zu streben. Die Reinigungskräfte können sich auf dieses Versprechen allerdings nicht berufen, denn diese Arbeit ist ausgelagert, vergeben an Dienstleister, wie die Leitung des Hauses bestätigt. Und die waren es auch, die annonciert hatten.
Die neun Euro Stundenlohn, die ihr vertraglich für die Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden versprochen werden, wird sie eigenen Angaben zufolge nicht bekommen. Denn später habe man ihr mündlich mitgeteilt, dass das nur gelte, wenn man dreieinhalb Zimmer in der Stunde schaffe - inklusive Betten beziehen, Bad putzen, alte Wäsche in den Keller bringen, neue Wäsche holen und Saugen im Zimmer und auf dem Gang. „Das ist nicht zu schaffen, wenn man ordentlich arbeiten will“, sagt sie. Vielleicht zwei Zimmer seien machbar, wenn der Gast nicht gerade ein Schlachtfeld zurücklasse, was allerdings öfter vorkomme. So aber bleibe vielleicht ein Drittel des zugesagten Stundenlohns.
„Sie stehlen einem auch noch Zimmer“
Auf Beschwerden folgten Schikanen, berichtet sie weiter. Vorarbeiterinnen verteilten beispielsweise vorsätzlich Krümel in frisch geputzten Zimmern. Anschließend würden diese Zimmer wieder von der Stundenleistung der Reinigungskraft abgezogen und dem Verdienst der Vorarbeiterin zugeschlagen. „Sie stehlen einem auch noch Zimmer“, sagt Bosnjak.