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Rhetorik-ABC Ihr Auftritt, bitte!

Vorn hat ein Student hektische Flecken und liest monoton vom Blatt, hinten werden alle immer schläfriger - müssen Referate so trostlos sein? Studenten denken oft nicht daran, wie entscheidend die Präsentation bei Referaten ist: ein Rhetorik-ABC für bessere Vorträge.
Von Britta Mersch

Auftakt

Bei einem Referat ist es wie auf einer Bühne: Das Publikum merkt schon die leichteste Irritation - und das ausgefeilteste Manuskript hilft nichts, wenn der Referent nichts rüberbringen kann. Ein selbstbewusstes Auftreten dagegen hält die Kommilitonen bei der Stange.

Wichtig ist eine gute Planung: Möglichst vor allen anderen Kursteilnehmern in den Vortragsraum gehen und in Ruhe den Beamer aufbauen, die Unterlagen sortieren und den Raum auf sich wirken lassen. Nicht ungeduldig werden, wenn die Zuhörer erst allmählich eintrudeln. Mit dem Vortrag beginnen, wenn Ruhe eingekehrt ist: Irgendwann aufstehen, in die Runde schauen und warten, dass sich die Aufmerksamkeit nach vorne richtet.

Ganz wichtig ist es, während des Referats darauf zu achten, so ruhig und deutlich zu sprechen, dass es auch die Leute in den hinteren Reihen verstehen können.

B wie Blickkontakt

Blickkontakt

Vortragenden passiert es oft, dass sie nur einen Teil ihrer Zuhörer ansehen - etwa wenn das Rednerpult in der Ecke des Raums steht und sich die Referenten deshalb automatisch zu einer Seite drehen. Die Folge: Nur ein Teil der Studenten fühlt sich überhaupt angesprochen, die anderen schlafen ein.

Den Blick also ruhig durch den gesamten Raum schweifen lassen und möglichst jeden mal angucken. Dauert der Blickkontakt einige Sekunden, fühlt sich eine Person angesprochen.

C wie Charisma

Charisma

Entweder man hat es oder nicht - aber es gibt einige Tricks, um präsent aufzutreten. Vor allem sollten Referenten sich nicht dazu hinreißen lassen, sich hinter dem Pult zu verstecken.

Präsenter sind sie, wenn sie frei stehen. Wer einen sicheren Stand beherrscht, wirkt überzeugender als jemand, der am Tisch sitzen bleibt. Am besten ist es, schulterbreit zu stehen - und zwar so, dass es nicht steif aussieht.

Wer seine Position wechselt, sollte darauf achten, nicht allzu hektische Bewegungen zu machen. Viele glauben, dass es locker wirkt, wenn sie sich bei einem Vortrag viel bewegen. Das ist aber leider ein Trugschluss.

D wie Dauer

Dauer

Ein Vortrag an der Uni dauert in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten - und die Zeitvorgaben der Professoren und Dozenten sollten Studenten durchaus ernst nehmen. Am besten ist es, vorher zu Hause die Zeit zu stoppen. Und daran denken, dass der Vortrag im Hörsaal in der Regel etwas länger dauert als vorher gedacht.

Wer geschickt plant, lässt am Ende außerdem noch genug Zeit für eine Diskussion, die bei einem guten Vortrag automatisch in Gang kommt.

E wie Erröten

Erröten

Hektische Flecken am Hals oder ein roter Kopf: Die Nervosität findet schon ziemlich blöde Wege, sich am Körper bemerkbar zu machen. Viele schämen sich, wenn sich ihr Lampenfieber so offensichtlich zeigt.

Leider hilft es in solchen Momenten nur, locker zu bleiben - sich krampfhaft gegen den roten Kopf zu wehren, macht es nur schlimmer. Manchmal ist es auch gut, die Situation offensiv anzusprechen: "Huch, da bin ich wohl nervös!" Ein entspannter Umgang mit den eigenen Schwächen wirkt doch sympathisch.

F wie Fremdwörter

Fremdwörter

Viele Studenten neigen dazu, einfache Sachverhalte kompliziert auszudrücken. Wie in dem gerne zitierten Beispiel: Der Intelligenzquotient eines Agrarökonomen verhält sich reziprok proportional zum Volumen der von ihm kultivierten Feldfrüchte. Das kann man auch einfacher darstellen: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.

Es ist ja schön, wenn Studenten tolle Ausdrücke kennen. Besteht ein Vortrag allerdings nur aus Fremdwörtern, ärgern sich diejenigen, die vielleicht nur ein Fünftel der Begriffe verstehen. Sinn eines Referates ist es ja gerade, anderen ein kompliziertes Thema plausibel darzustellen. Fremdwörter sollten deshalb eher die Ausnahme sein.

G wie Gesten

Gesten

Bei einem Vortrag wissen viele nicht, wohin sie mit ihren Händen sollen. Ein beliebter Trick ist es, einfach das Manuskript in die Hände zu nehmen. Professionelle Redner halten die Hände in der Höhe von Bauch und Brust und machen von dieser Position aus kleine, den Vortrag unterstreichende Gesten.

Wer sich dabei komisch vorkommt, kann die Arme auch locker an beiden Seiten herunterfallen lassen. Beliebt ist es, die Finger vor dem Körper irgendwie ineinander zu verzahnen oder die Hände aneinander zu reiben. Wirkt sehr verkrampft.

H wie Handout

Handout

Referenten machen sich bei ihren Kommilitonen beliebt, wenn sie die wichtigsten Thesen, Begriffe und Beispiele auf einem Handout zusammenfassen, das sie vor dem Referat verteilen. Der komplette Vortrag sollte aber nicht auf dem Handout stehen, dann hört niemand mehr zu.

Gut sind Vorlagen von ein bis zwei Seiten Länge mit genügend Platz für handschriftliche Anmerkungen.

I wie Interaktion

Interaktion

Viele Studenten möchten ihre Vorträge am liebsten schnell durchziehen - ohne dabei von irgendwelchen Zwischenfragen oder Kommentaren gestört zu werden. Die Kommilitonen aber an einigen Punkten in den Vortrag einzubeziehen, ist gar nicht so verkehrt, denn das hält sie bei Laune.

Deshalb ruhig auf Meldungen reagieren und kleinere Diskussionen zulassen. Wer gerne offensiv ist, kann - wie im Unterricht - auch kleinere Aufgaben stellen oder nach Gedanken zu einem Thema fragen, das später genauer erläutert wird. Nur nicht zu oft solche Elemente einstreuen, das wirkt überheblich.

K wie Korken

Korken

Die Rede mag gut vorbereitet sein, doch nicht selten erlebt man es im Hörsaal, dass Studenten unsicher vorne stehen und den Text leise in ihren Bart nuscheln. Davon hat letztlich niemand etwas, die Kommilitonen verlieren das Interesse am Referat.

Laut und deutlich zu sprechen, ist mit einigen kleinen Kniffen erlernbar - und zwar ganz ohne Sprachtrainer. Einfach den Korken einer Weinflasche zwischen die Zähne stecken und langsam und deutlich einige Sätze aus einem Buch vorlesen. Andere sollten den Sinn ganz gut verstehen können. Danach den Text ohne Korken wiederholen.

Das Resultat ist oft überraschend, auch wenn man sich bei der Übung ziemlich albern vorkommt.

L wie Lob

Lob

Die Frage, ob sie gut ankommen, brennt vielen Referenten auf den Nägeln. Zu viel Zuspruch in Form von Kopfnicken oder einem aufmunternden Lächeln sollte man von den Kommilitonen aber nicht erwarten, in der Regel halten sie sich mit Lob eher zurück.

Gucken die Kommilitonen gelassen, schreiben mal was auf und verziehen sonst keine Miene, heißt das schon, dass sie den Vortrag interessant finden. Viele Referenten werden unsicher, weil sie ein solches Verhalten mit Desinteresse verwechseln.

M wie Manuskript

Manuskript

Bei einem Referat handelt es sich um einen Vortrag - also um eine mündlich vorgetragene freie Rede. Viele Studenten verstehen diese Vorgabe aber falsch und formulieren, damit auch absolut nichts schief gehen kann, das ganze Referat schon mal vor. Die ausgedruckten Zettel legen sie dann vor sich auf das Pult, lesen los - und das Publikum schläft weg.

Nichts ist so monoton wie eine komplett abgelesene Rede, bei der die Vortragenden die Zuhörer oft nicht einmal anblicken. Besser nur ein paar Stichworte aufschreiben und sich nach und nach durch die Themenblöcke arbeiten. Ein gutes Hilfsmittel sind Karteikarten, auf denen die Argumente skizziert werden.

N wie Nervosität

Nervosität

Zittrige Finger, Schweißausbrüche, Nervenflattern: Eine Portion Nervosität gehört zu jedem guten Vortrag dazu. Meistens legt sie sich nach ein paar Minuten - wenn der Vortrag gut vorbereitet wurde.

Um die Nerven im Vorfeld zu beruhigen, gibt es eine ganz einfache Übung. Ein paar Mal tief einatmen und mit einem langgezogenen "Sch" ausatmen. Kurze Atmer in den Brustkorb erhöhen die Nervosität dagegen nur.

P wie Powerpoint

Powerpoint

Ein beliebtes stilistisches Mittel - vor allem, weil man damit so schön von sich selbst ablenken kann. Allerdings ist hier auch Vorsicht geboten: Folien nur einsetzen, wo sie wirklich Sinn ergeben, also wo sie anschaulich die präsentierten Inhalte zusammenfassen.

Vermeiden sollten Studenten lange Texte in Kleindruck, die sie minutenlang vorlesen. Wirkt wie eine Schlaftablette.

R wie Roter Faden

Roter Faden

Ein gutes Referat folgt einer stringenten Argumentation. Optimalerweise beginnt der Vortrag mit einem überraschenden Aufhänger, der zum Thema passt. Es folgt die Einleitung mit einer kurzen Einführung in das Thema.

Im Hauptteil diskutieren die Referenten die unterschiedlichen Argumente: Wie ist die Situation? Ist sie so gut? Was spricht dafür? Was dagegen? Was könnte getan werden? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Der Schluss fasst die wichtigsten Punkte zusammen und liefert einen Ausblick.

S wie Stimmlage

Stimmlage

Viele Menschen sprechen nicht in ihrer optimalen Stimmlage. Prominente Beispiele sind die Moderatorinnen Verona Feldbusch oder Gülcan von Viva.

Die richtige Tonhöhe findet man mit einem ganz einfachen Trick: Sich vorstellen, dass man einem Gesprächspartner bei einem Monolog zuhört. Man selbst macht dann gerne solche Brummtöne, die zustimmend oder ablehnend sind: Hmmmhmmm. Hmmmhmmm?

Wer diese Laute ein paar Minuten lang imitiert und danach ganz normal spricht, kommt in seine natürliche Stimmlage.

T wie Tempo

Tempo

Bei einigen Referenten bekommt man den Eindruck, dass sie so zackig wie möglich mit dem Vortrag fertig werden möchten. Ganz nach dem Motto: Je schneller ich spreche, desto eher ist die lästige Angelegenheit auch vorbei.

Klingt eigentlich plausibel - nur: Seinem Publikum tut man damit keinen Gefallen. Die Kommilitonen können den Wortschwall, der an ihnen vorbeirauscht, überhaupt nicht aufnehmen.

Besser so sprechen, dass es für einen selbst viel zu langsam klingt. Für die Zuhörer ist dieses Tempo dann genau richtig.

U wie Umgangssprache

Umgangssprache

Viele Studenten lassen sich dazu hinreißen, ein paar lockere Sprüche oder Begriffe in ihren Vortrag einzubauen. Doch nicht immer überzeugen sie damit ihre Zuhörer.

Wer krampfhaft versucht, betont lässig oder cool zu wirken, erreicht oft genau das Gegenteil. An der Uni empfiehlt es sich, ein gewisses Sprachniveau einzuhalten, das wirkt seriös.

V wie Versagensangst

Versagensangst

Die Vorstellung, beim Referat zu versagen, lähmt schon im Vorfeld viele Studenten. Die meisten Horror-Szenarien spielen sich nur im Kopf ab. Doch manchmal passiert es tatsächlich, dass Referenten einen Blackout haben oder gar ohnmächtig hinter dem Rednerpult zusammensinken.

Bei ganz schlimmen Angstzuständen, die sich ständig wiederholen, sollten sich Studenten nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die meisten Hochschulen haben psycho-soziale Beratungsstellen oder bieten Seminare gegen Blockaden aller Art an.

Und hier zeigt sich: Oft ist es nur eine Frage der richtigen Einstellung, um die Ängste unter Kontrolle zu bekommen.

W wie Wasserflasche

Wasserflasche

Gerade hat der Vortrag angefangen, und von einer Sekunde auf die andere verspüren viele Referenten einen Hustenreiz oder ein Kratzen im Hals. Die Folge: Sprechen unmöglich.

Oft sind diese kleinen Störungen psychischer Natur - oder tritt ein plötzlicher Hustenreiz etwa auf, wenn man mit dem Bus zur Uni fährt? Zur Entspannung hilft es, sich mit einer Wasserflasche oder Hustenbonbons zu präparieren. Damit lässt sich dann im Ernstfall schnell die Kehle beruhigen.

Z wie Zwischenfragen

Zwischenfragen

Jeder kennt sie: die ganz schlauen Kommilitonen, die nur darauf warten, dass der Vortrag an einer Stelle etwas unklar ist. Und zack - haken sie ein.

In solchen Momenten gilt es, gelassen zu reagieren und dem Angreifer den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ideal ist es, mit fester Stimme zu antworten: "Vielen Dank für die Anmerkung. Mir ist diese kleine Unstimmigkeit bei der Vorbereitung in den Sinn gekommen. Ich habe mich aber für diesen Weg entschieden, weil es aus meiner Sicht Gründe dafür gibt. Das wird im späteren Teil des Vortrags auch noch deutlich. Wenn es von deiner Seite keine Einwände mehr gibt, würde ich gerne weitermachen."

Meistens ist der Angreifer dann still.

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