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Streit im Netz Muss Google Karte mit Flüchtlingsheimen löschen?

Eine Karte verzeichnet mit Hilfe von Google Maps die Asylbewerberheime in Deutschland. Aktivisten sind entsetzt, sie fürchten Anschläge.
Screenshot der strittigen Karte: Jeder Pin steht für ein Flüchtlingsheim

Screenshot der strittigen Karte: Jeder Pin steht für ein Flüchtlingsheim

Foto: Google

Eine Landkarte, die mit dem Google-Dienst My Maps erstellt wurde und die Standorte von Asylbewerberheimen in Deutschland zeigt, hat Streit ausgelöst. Aktivisten fordern Google auf, die Karte zu löschen - weil sie zu Anschlägen ermutigen könnte.

Auf der Karte sind mit Google-typischen Pins die Flüchtlingsunterkünfte verzeichnet, mit ihrem genauen Standort, teilweise auch mit Postanschrift und Telefonnummer sowie Informationen darüber, wie viele Asylbewerber untergebracht sind. Ist das ein Aufruf zu Protesten, gar zu Gewalt und zu Anschlägen? Und wer steckt hinter der Karte?

In der Legende heißt es, die Karte sei "im Zuge der Kampagne 'Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft'" erstellt worden. Auch anderes Vokabular deutet darauf hin, dass die Initiatoren aus der ausländerfeindlichen Ecke kommen. Die Karte wurde auch bereits vor Monaten auf Szene-Seiten verlinkt.

Im sozialen Netz machen nun Schlagworte wie "Nazi-Crowdfunding" die Runde. Mit My Maps können Nutzer ihre eigenen Karten in der Optik von Google Maps erstellen und teilen . Die gegen Rechtsextremismus engagierte Amadeu Antonio Stiftung forderte, die Karte müsse "schnell weg", und verwies auf eine eigene Karte, die Gewalttaten gegen Flüchtlinge dokumentiert. Viele Aktivisten riefen dazu auf, die Karte bei Google als unangemessenen Inhalt zu melden.

Google prüft - der Fall ist nicht eindeutig

Google Deutschland teilt auf Anfrage mit, man untersuche den Fall derzeit. "My Maps ist eine neutrale Plattform, die man zum Veröffentlichen von geografischen Information nutzen kann", sagt eine Sprecherin. "Wir werden selbstverständlich jede Karte entfernen, die gegen unsere Richtlinien verstößt, und überprüfen derzeit, ob das hier der Fall ist."

Tatsächlich ist die Sachlage nicht eindeutig. Zwar empfehlen Aktivisten, die Karte beim Unternehmen unter dem Löschgrund "enthält Inhalte, die zu Hass aufrufen oder gewalttätig sind" zu melden. Doch ob die Initiatoren das mit der Karte tun, ist umstritten.

Der Name ihrer Initiative "Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft" ist zwar eindeutig, doch in der Legende bemühen sie sich, eben nicht ausdrücklich zu Gewalt aufzurufen. "Wir bejahen den grundsätzlichen Anspruch auf Asyl, lehnen aber Asylmissbrauch kategorisch ab", heißt es dort. Zum anderen haben auch Zeitungen und Internetportale zuletzt Karten von Asylbewerberheimen veröffentlicht.

Die Sorgen vor Gewalt gegen Ausländer sind in jedem Fall berechtigt. 2014 stieg die Zahl der Anschläge auf Flüchtlingsheime stark an. In den vergangenen Monaten wurden bundesweit wiederholt Flüchtlingsheime beschmiert, beschädigt oder angezündet - unter anderem in Meißen, Tröglitz, Hoyerswerda und Solingen. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass Unbekannte am Wochenende Schüsse auf ein Flüchtlingsheim im sächsischen Böhlen abgefeuert haben. Verletzt wurde dabei niemand.

fab