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Eric Schmidt

Foto: EPA

Auf der diesjährigen D9-Konferenz von All Things Digital erklärte Googles Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt, wieso Social Networks so wichtig seien und warum Microsoft keine Schlüsselrolle mehr in der Industrie einnehme. Und obwohl Apple Googles schärfster Konkurrent am Smartphone-Markt ist, sieht Schmidt Mac OS als bessere Plattform im Vergleich zu Windows.

Android für Touchscreens, Chrome OS für Keyboards

Google hat sich von einem reinen Suchmaschinenanbieter zu einem Unternehmen mit einer komplexen Consumer-Plattform entwickelt. Mit Chrome OS versucht Google nun auch am Markt für Desktop-Rechner Fuß zu fassen, wenngleich auch mit einem vollkommen anderen Ansatz als Windows oder Mac OS. Android adressiert Google für Geräte mit Touchscreen wie Smartphones und Tablets, während Chrome OS auf Geräte mit Keyboard abzielt, wie etwa Netbooks, erklärt Schmidt die Strategie. In Zukunft könnten die Plattformen jedoch auch verschmelzen. 

Mac sicherer als Windows

In Punkto Sicherheit empfiehlt Schmidt freilich, den hauseigenen Browser Chrome einzusetzen und beispielsweise die Zwei-Wege-Authentifizierung für Google-Konten zu aktivieren. Der ehemalige Google-CEO hat noch einen weiteren Ratschlag für mehr Sicherheit parat: "Man kann einen Mac statt einem PC verwenden." Für Macs gebe es noch viel weniger Viren als für Windows. Dieser Ratschlag seitens Schmidt kommt nicht ganz überraschend, war er doch viele Jahre Vorstandsmitglied bei Apple. Allerdings wurde die Mac-Plattform erst vor kurzem von einer großen Maleware-Attacke gebeutelt, bei der das vermeintliche Antivirenprogramm MacDefender dazu genutzt wurde Kreditkartendaten auszuspionieren.

"Gang of Four"

Microsoft hat für Schmidt generell den Biss verloren. Er sieht neben Google selbst noch drei weitere Unternehmen, die die Industrie derzeit beherrschen: Apple, Amazon und Facebook. Zusammen würden die Unternehmen die "Gang of Four" bilden. Bei allen vier Firmen handle es sich um Consumer-Marken, die einzigartige Services bieten und sehr erfolgreiche Plattform-Strategien entwickelt hätten. Microsoft gehöre nach Ansicht Schmidts nicht dazu, da die Redmonder es nicht geschafft hätten, ihre Consumer-Plattform voranzutreiben. Das Unternehmen habe zwar die Xbox, doch dabei handle es sich um keine Plattform auf "Computer-Ebene". Bei Microsoft gehe es nach wie vor hauptsächlich um Windows und Office.

"Bewundere Facebook"

An einem der "Gang of Four" hat sich Google allerdings bislang die Zähne ausgebissen. Facebook habe etwas geschafft, das es viele Jahre lang nicht in der Branche gegeben habe: den Usern eine Identität im Web zu geben. Schmidt selbst habe viele Jahre gewusst, wie wichtig das sei, es jedoch nicht umsetzen können. Je mehr Google über die User wisse, desto besser könne es Suchergebnisse und letztendlich Werbung abstimmen - was immer noch Googles Hauptgeschäft bildet. Schmidt betont dabei, dass Transparenz das Um und Auf sei. Man müsse den Nutzern  Kontrolle über ihre Daten geben und lasse sie selbst entscheiden, welche Informationen sie mitteilen wollen. Google sage den Nutzern, was es über sie weiß. Über das Google Dashboard etwa haben User Zugriff, welche Daten mit ihrem Google-Account verknüpft sind. 

"Ich hab's verbockt"

Doch der große Such-Deal mit Facebook ging Google durch die Lappen und schließlich an Microsofts Bing. Schmidt nimmt die Verantwortung dafür, dass das Unternehmen Facebook bislang nichts entgegenzusetzen hat, auf seine Kappe. "Ich wusste genau, dass ich etwas tun muss und ich habe es nicht geschafft. Als CEO sollte man Verantwortung übernehmen. Ich hab's verbockt", so Schmidt.

Musik fundamentaler Dienst

Ein weiterer Bereich, wo Google bislang keine großen Erfolge verbuchen konnte, ist Musik. Das Unternehmen hat zwar vor kurzem einen ähnlichen Cloud-Streaming-Dienst wie Amazon gestartet, doch ebenfalls ohne Lizenzen der Musiklabels. Man habe es trotz intensiver Versuche nicht geschafft sich mit den Labels zu einigen. Dabei sei Musik jedoch ein fundamentaler Dienst für mobile Geräte, so Schmidt. Erst jetzt wurde bekannt, dass Google den Labels 100 Millionen US-Dollar für Lizenzen gebotten hatte. Doch die Verhandlungen seien abgebrochen worden, da sich die Labels daran störten, dass Suchergebnisse bei Google teilweise zu illegalen Kopien führten (der WebStandard berichtet).

Keine Absicht zu gehen

Trotz dieser Rückschläge und auch wenn seit April nun Larry Page das Ruder bei Google als CEO übernommen hat, habe Schmidt keine Absichten das Unternehmen bald zu verlassen. Er wolle noch viele Jahre dabei bleiben, erklärt Schmidt und setzt mit einem kleinen Augenzwinkern nach, eventuell auch bis nach seinem Tod, wenn man seinen Sarg bei Google aufstellen wolle. (br/derStandard.at, 1. Juni 2011)