Das was bei einer Kamera die SD-Karte ist, ist bei einem Smartphone oder Tablet die MicroSD: Die Flash-Speicherkarte ist gerade einmal 1 x 1,5 Zentimeter groß, kann aber – je nach Ausführung – bis zu 64 Gigabyte aufnehmen. Zum Vergleich: Früher wären dafür über 45.500 Disketten notwendig gewesen. Und doch, trotz dieser großartigen Technik, hat sich die MicroSD nicht in vollem Umfang durchgesetzt. Während einige Smartphone-Hersteller weiterhin auf MicroSD-Karten als erweiterbaren Speicher setzen, wird diese bei der Entwicklung anderer Modelle bewusst weggelassen. Dies mag zum einen daran liegen, dass der Kunde dazu gedrängt werden soll, sich beim Kauf für ein Modell mit großem internen Speicher zu entscheiden – und dabei dann mehr Geld ausgibt. Ein weiterer Grund ist die Diskussion über den Sinn und Unsinn eines zweiten Speicherorts: Bereits von ein paar Jahren sprach sich zum Beispiel Dan Morill, seinerzeit Android-Ingenieur bei Google, gegen die MicroSD-Karte aus; es wäre logischer, wenn man auf einen einzelnen Speicher setzen würde, der alles vereint. Smartphones oder Tablets würden so viel schneller booten und Apps sind rascher abrufbereit.
Siehe auch: Smartphone-Tuning für längere Akkulaufzeiten
Die Vorteile der MicroSD
Dennoch: Die MicroSD als erweiterter Speicher für Smartphones und Tablets hat ihre Vorteile. Beispielsweise dient sie als perfektes Trägermedium, um Daten auf einen Computer zu übertragen. Auch ist sie ideal, um Backups des internen Speichers abzulegen. Welche Möglichkeiten die MicroSD bietet, erfahren Sie im Kasten „Praktische SD-Karte“. Es gibt aber auch unkonventionelle Nutzungszwecke: Verwenden Sie beispielsweise die MicroSD-Karte Ihres Smartphones oder Tablets, um den Arbeitsspeicher des Geräts zu erweitern. Reizen Sie Ihr Android-Gerät in der Nutzung oft aus, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Random-Access Memory (RAM) an seine Grenzen kommt. Die Lösung bisher war, die Menge der leistungsstarken Apps zu verringern oder sich schlicht damit abzufinden, dass bei intensiver Nutzung die Apps haken. Es gibt aber auch die Option, einen Teil der MicroSD-Karte für den Arbeitsspeicher zu reservieren. Wir zeigen Ihnen, wie dies geht.
Die richtige MicroSD
Was macht eine gute SD-Karte aus? Welcher Typ an MicroSD ist für ein Android-Smartphone oder -Tablet am besten geeignet? Wir verraten es Ihnen.
• Speichergröße: Längst gibt es MicroSDs, die weit mehr als 2 oder 4 Gigabyte fassen. Wie groß die Karte sein soll, die Sie für Ihr Smartphone oder Tablet verwenden möchten, hängt aber vor allem von den jeweiligen Geräten ab. Checken Sie die Anleitung Ihres Mobilgeräts, wie viel Gigabyte an externem Speicher unterstützt werden.
• Geschwindigkeit: Wie schnell Daten vom Smartphone oder Tablet auf die MicroSD gespeichert und wieder abgerufen werden können, hängt von der Geschwindigkeitsklasse ab. Diese Zahl steht auf der SD-Karte, umrundet von einem geöffneten Kreis. Class 2 beispielsweise bedeutet, dass eine Geschwindigkeit von 2 Megabyte pro Sekunde möglich ist, bei Class 10 sind es 10 MB/s. Für einen schnellen Zugriff, insbesondere bei der hier vorgestellten RAM-Ewrweiterung, ist Class 4 oder mehr empfehlenswert.
1. Root vorausgesetzt
Damit die MicroSD als erweiterter Arbeitsspeicher genutzt werden kann, muss das verwendete Smartphone oder Tablet gerootet sein. Das ist notwendig, da ein normales Android-Gerät nicht für solche außerplanmäßigen Funktionsänderungen geeignet ist. Wie Ihr Smartphone oder Tablet Root-Rechte erlangen kann, haben wir in unserem Ratgeber ausführlich erklärt. Übrigens: Möchten Sie checken, ob das Rooten geglückt ist oder ob bereits erlangte Root-Rechte immer noch existent sind, sollten Sie die App „Root Checker“ installieren (goo.gl/MrhllQ). Starten Sie die App, und tippen Sie auf der Hauptoberfläche unter „Verify Root Status“ auf „Bestätige Root“. Erscheint darauf ein grünes Icon mit dem Hinweis „Congratulations!“, dann ist Ihr Root geglückt.
2. Root-Rechte erteilen
Die App, mit der Sie Ihre Micro-SD-Karte als Arbeitsspeicher nutzen können, ist kostenpflichtig. Aus diesem Grund ist es wichtig, im Vorfeld erstmal zu checken, ob Ihr Smartphone und die verwendete SD-Karte für den Vorgang überhaupt geeignet ist. Für diesen Zweck installieren Sie die kostenlose Android-App „ MemoryInfo & Swapfile Check “. Wenn Sie die App erstmals starten, müssen Sie ihr übrigens Root-Rechte gewähren. Dies lässt sich mit der Superuser-App verwalten. Eine solche App taucht in der Regel im Anschluss des Rootens in Ihrer Appgalerie auf; alternativ haben Sie vielleicht auch selber eine Superuser-App (wie etwa „SuperSU“) aus Googles Play Store installiert. Sobald Sie jedenfalls „MemoryInfo & Swapfile Check“ starten, erscheint ein kleines Fenster, in dem Sie gefragt werden, ob jene App Root-Rechte erhalten darf. Indem Sie „Allow“ oder „Grant“ tippen, bestätigen Sie dies – und die Superuser-App gewährt „MemoryInfo & Swapfile Check“ den vollen Zugriff.
3. Eignung testen
Mit der App „MemoryInfo & Swapfile Check“ überprüfen Sie nun die Eignung für die geplante RAM-Erweiterung: Tippen Sie in der Benutzeroberfläche auf „Roehsoft RAM-Expander Test“. Hierauf erscheint ein Fenster, in dem Sie wählen müssen, welcher Dateipfad für die Überprüfung verwendet werden soll. Tippen Sie hierbei auf die Schaltfläche mit dem Pfad, der „external_SD“, SD-card“, „Ext SD-Card“ oder Ähnliches enthält. Nun startet die Überprüfung, die wenige Sekunden in Anspruch nehmen wird.
4. Den RAM-Expander installieren
Erscheint im Anschluss der Überprüfung ein Fenster mit dem Hinweis „Congratulations!“, dann war der Test erfolgreich. Wenn nicht, dann liegt dies möglicherweise daran, dass die eingesetzte SD-Karte für die RAM-Erweiterung nicht ausreicht: Die SD-Karte sollte am besten eine Größe von 4 GB oder mehr haben und eine Geschwindigkeit von mindestens Class 4 haben (siehe Kasten „Die richtige MicroSD“). Wenn – spätestens nach mehreren Versuchen – der Test geglückt ist, können Sie sich den „Roehsoft RAM-Expander (SWAP)“ installieren. Die App ist für 8,99 Euro erhältlich .
5. Die App starten
Starten Sie den RAM-Expander und erlauben Sie der App ebenfalls Root-Rechte. Legen Sie in der Benutzeroberfläche unter „SwpFile“ fest, wie groß die sogenannte SWAP-Partition für die RAM-Erweiterung sein soll. Zur Info: Bei der Aktion wird die MicroSD nicht überschrieben, Sie können die SD-Karte also noch weiterhin als Speicherort verwenden. Sie reservieren lediglich einen Teil der Speicherkarte für den zusätzlichen Arbeitsspeicher. Auch besteht die Möglichkeit, dass die MicroSD nicht mehr von Windows erkannt werden kann, wenn Sie sie aus dem Android-Gerät nehmen und an einem Computer anschließen. Wir empfehlen hierfür zukünftig eine Verbindung zwischen Rechner und Smartphone bzw. Tablet via USB-Kabel, um Daten zu übertragen.
6. Parameter wählen
Alternativ zu der manuellen Einstellung von „SwpFile“ empfehlen wir Ihnen die Funktion „Optimal Wert“ (Button unten links). Darauf checkt die App selber, welche Partitionsgröße die beste ist. Am besten lassen Sie die Option „SuperKernel“ aus: Diese Funktion kann Ihr Android-Gerät zwar noch schneller machen, kann aber möglicherweise den Kernel überlasten. Einschalten sollten Sie hingegen die Option „Autostart“, damit die App und somit die RAM-Erweiterung mit jedem Hochfahren automatisch beginnt. Tippen Sie abschließend auf den großen Button „Swap aktiv“.
7. Erstellen der SWAP-Datei
Sie werden nun abermals nach dem verwendeten Pfad gefragt (siehe Schritt 3). Anschließend beginnt dann die Erstellung der SWAP-Partition. Wenn das Feld „Swapdatei erstellen“ nach einigen Sekunden nicht erscheinen sollte, tippen Sie einfach nochmal auf „Swap aktiv“. Es empfiehlt sich, die komplette Prozedur in Ruhe durchführen zu lassen. Legen Sie die App nicht in den Hintergrund und lassen Sie das Smartphone oder Tablet unberührt, wenn sich ein paar Minuten nichts tun sollte. Der ganze Vorgang kann einige Minuten bis eine Stunde einnehmen.
8. Den RAM-Expander nutzen
Während der Prozedur wird zunächst die SWAP-Datei erstellt, dann auf die SD-Karte geschrieben. Nach erfolgreichem Abschluss schließt sich das Fenster „Swapdatei erstellen“ und das Icon der Expander-App erscheint dann in der Benachrichtigungszeile. Dies ist das Zeichen, dass die RAM-Erweiterung geglückt und im Einsatz ist. Es empfiehlt sich, die MicroSD nicht mehr aus dem Gerät zu nehmen; sollten Sie dies doch einmal tun, dann müssen Sie vorweg in der Expander-App den Prozess ausschalten („Swap aktiv“). Übrigens: Im Lieferumfang ist auch ein Widget, mit dem Sie per Wisch den erweiterte Arbeitsspeicher ein-und ausschalten können, ohne die App jedes Mal zu öffnen. Beispielsweise können Sie bei normalem Betrieb die Erweiterung ausgeschaltet lassen, während Sie beim Schauen von Videos oder dem Spielen von Games den RAM-Booster einschalten. Vielnutzer können den RAM-Booster allerdings auch dauerhaft eingeschaltet lassen, beispielsweise um ausgedehntes Multitasking zu betreiben.
Praktische SD-Karte
Apps auslagern
Nutzen Sie ein Smartphone oder Tablet mit MicroSD, dann können Sie die Speicherkarte verwenden, um Apps darauf auszulagern. Während wichtige System-Apps sich nicht vom internen Speicher loslösen lassen, können manch andere Apps einfach auf die SD verschoben werden: Öffnen Sie die „Einstellungen“ Ihres Android-Geräts, wählen Sie (je nach Modell) „Anwendungen“ oder „Apps“, und öffnen Sie dort die App, die Sie gerne verschieben möchten. Sollte die Möglichkeit bestehen, jene App von der MicroSD aus zu nutzen, ist der Button „Auf Speicherkarte verschieben“ aktiviert. Mit einem Wisch darauf ist der Vorgang abgeschlossen.
Daten auslagern
Sollte Ihr interner Speicherplatz sehr voll sein, können Sie auch dafür sorgen, dass viele Daten auf die SD-Karte ausgelagert werden. Überprüfen Sie dafür jede App, die Daten erzeugt – z.B. Dropbox, Ihre Kamera, eine Textdokument-App oder den Mail-Client. Bei vielen Apps kann man in den eigenen Einstellungen festlegen, dass nicht der interne, sondern der externe Speicher verwendet werden soll. Sowohl das Auslagern von Apps als auch Daten schafft aber nur Platz im Datenspeicher des Gerätes. Auch das kann aber schon helfen, wenn beispielsweise aus Platzgründen keine Updates mehr installierbar sind.