Das Wirtschaftswachstum in Deutschland bleibt stärker als in anderen Euro-Ländern: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im kommenden Jahr, gestützt durch die Inlandsnachfrage, um 1,7 Prozent steigen, sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) in ihrem Wirtschaftsausblick voraus. Damit erwartet die OECD für Deutschland ein höheres Wachstum als im Durchschnitt der Euro-Zone mit einem Prozent für nächstes Jahr.

2015 soll es weiter aufwärts gehen – mit einem Wachstum von zwei Prozent. Die OECD schreibt, dass Reallohnzuwächse und eine niedrige Arbeitslosigkeit den Konsum in Deutschland stärken dürften. Zugleich würde das Vertrauen in die Euro-Zone wieder zunehmen und niedrige Zinsen die Investitionen stützen. Die Arbeitslosenquote könnte demnach auf 5,2 Prozent Ende 2015 zurückgehen.

Für das laufende Jahr sieht die OECD einen BIP-Anstieg um 0,5 Prozent für Deutschland, was leicht über der OECD-Prognose vom Mai liegt. Dabei verweist die Organisation unter anderem auf die schleppende Nachfrage aus Schwellenländern. Auch künftig erwartet die OECD, dass das deutsche Wachstum verstärkt von einer Erholung in der Euro-Zone abhängen könnte.

Für die Euro-Zone sagt die OECD allerdings nur eine langsame Erholung voraus. Erst von Mitte 2014 an soll es deutlicher aufwärts gehen, wobei die durchschnittliche Arbeitslosenrate über zwölf Prozent bis Mitte 2015 bleiben soll. Neben Deutschland werden nur eine Handvoll kleinerer Euro-Länder mit einem Wachstum um mindestens 0,5 Prozent über dem Eurozonen-Durchschnitt von einem Prozent im Jahr 2014 genannt. Für den gesamten OECD-Raum wird für das nächste Jahr ein Wachstum um 2,3 Prozent prognostiziert.

Exportüberschuss erst 2015 im erlaubten Rahmen

Der deutsche Exportüberschuss wird nach Prognose der OECD erst 2015 unter die von der EU gesetzte Obergrenze von sechs Prozent fallen. Der Leistungsbilanzüberschuss werde dann bei 5,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen, sagte die Organisation voraus. In diesem Jahr sollen es 7,0 Prozent sein, 2014 dann 6,1 Prozent.

Die EU hatte erst kürzlich ein Prüfverfahren gegen Deutschland wegen des anhaltend hohen Exportüberschusses angekündigt. Der Außenhandelsüberschuss eines Landes darf in der EU im Durchschnitt von drei Jahren nicht über sechs Prozent liegen, was er in Deutschland seit 2006 aber tut.

OECD für gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland

Die OECD sprach sich für einen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland aus. "Wir meinen, dass ein allgemein verbindlicher Mindestlohn – festgesetzt von einer unabhängigen Kommission – besser ist als das jetzige Verfahren", sagte der Deutschlandexperte der OECD, Andres Fuentes. Derzeit gibt es nur Branchenmindestlöhne.

Die Industriestaaten-Organisation gab aber keine Empfehlung zur Höhe des Mindestlohns ab. "Zum Niveau sagen wir nichts", sagte Fuentes. Union und SPD verhandeln derzeit in ihren Koalitionsgesprächen über einen flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn. Die SPD spricht sich für einen Mindestlohn von 8,50 Euro aus.