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Coca-Cola, Nestlé, Unilever Oxfam wirft Konzernen Verantwortungslosigkeit vor

"Die Lebensmittelkonzerne sind weit davon entfernt, soziale und ökologische Standards zu erfüllen." Die internationale Organisation Oxfam hat die Versprechen der zehn führenden Nahrungsmittelhersteller geprüft. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Berlin - Was versprechen die zehn größten Lebensmittelkonzerne, und wie handeln sie tatsächlich? Die internationale Entwicklungsorganisation Oxfam hat eine Studie namens "Behind the Brands" vorgelegt - auf Deutsch etwa: "Was hinter den Marken steckt". Untersucht wurden Coca-Cola, Danone, Unilever, Kellogg's, Mars, Mondelez, Nestlé, PepsiCo, General Mills und Associated British Food. Das ernüchternde Fazit der Autoren: Die Lebensmittelkonzerne seien "weit davon entfernt, soziale und ökologische Standards zu erfüllen".

Oxfam überprüfte die Ziele der Firmen in den Bereichen Arbeitsrecht, Rechte von Kleinbauern, Rechte von Frauen, Umgang mit Land und Wasser, Klimawandel und Transparenz. Das Ergebnis stellte die Autoren der Studie nicht zufrieden, auch wenn es Fortschritte gebe. Frank Braßel, stellvertretender Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland, sagt: "Nicht einmal auf dem Papier zeigen die Unternehmen ein ausreichendes soziales und ökologisches Problembewusstsein."

Beispiele aus der Praxis zeigten zudem, dass die Konzerne noch weit davon entfernt seien, nachhaltig zu handeln. Nestlé sei in Pakistan für sinkende Grundwasserspiegel und steigende Wasserkosten verantwortlich. Das Unternehmen fülle dort Trinkwasser in Flaschen ab und habe einen Marktanteil von 50 Prozent. Der Konzern mache also Geld mit einem öffentlichem Gut.

Eine Sprecherin widersprach dem Vorwurf. Nestlé Waters habe sich in allen Ländern, wo das Unternehmen tätig ist, "zu einem schonenden Umgang mit den Wasserressourcen verpflichtet". Nahe der pakistanischen Stadt Sheikhupura habe Nestlé zwei Wasserfilteranlagen gebaut. Damit würden mehr als 10.000 Menschen mit sauberem Wasser versorgt. Eine dritte Anlage sei geplant.

Autoren kritisieren unfaire Löhne

Weiterer Kritikpunkt der Organisation ist die mangelnde Transparenz der Konzerne, was die Lieferanten angehe. Deshalb sei es schwierig, soziale und ökologische Nachhaltigkeit umfassend zu überprüfen. Keine Firma habe sich verpflichtet, Bauern und Bäuerinnen einen fairen Preis für ihre Ware zu bezahlen - sprich, Preise, von denen die Bauern leben könnten. Dabei machten die zehn Unternehmen laut Oxfam-Berechnung zusammen 1,1 Milliarden Dollar Gewinn am Tag.

Unilever weist darauf hin, dass Oxfam die Fortschritte des Unternehmens gelobt habe. Konzernchef Paul Polman sagte dem "Guardian": "Der Bericht zeigt, auf welchen Gebieten wir noch etwas tun müssen. Wir hoffen, dass dieser Bericht von Oxfam eine Debatte auslöst und andere Unternehmen ermutigt, es uns nachzutun."

Oxfam macht indes auch auf fehlende Standards gegen Landgrabbing aufmerksam. Gemeint sind Pacht oder Kauf von Landflächen, wobei Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen ignorieren. Der Organisation zufolge wären konkrete Ziele hier besonders wichtig, da die Firmen Agrarrohstoffe wie Palmöl, Soja und Zucker verarbeiten. Die Nestlé-Sprecherin verweist auf Grundsätze des Unternehmens, die auch Standards gegen Landgrabbing vorsähen.

Oxfam-Mitarbeiter Braßel betont dagegen, es sei höchste Zeit, dass die Lebensmittelkonzerne "mehr Verantwortung für ihren enormen Einfluss auf das Leben armer Menschen übernehmen". "80 Prozent der hungernden Menschen leben im ländlichen Raum. Von dort beziehen die Firmen ihre Zutaten." Er sieht den Staat in der Pflicht: Es mangele an staatlichen Regeln, die die Unternehmen zu sozialem und ökologischem Handeln verpflichten.

cte