Eigentümer des Nachbargrundstücks will laut Bezirksamt Areal neu bebauen

Dem Kempinski Hotel Bristol Berlin am Kurfürstendamm Ecke Fasanenstraße droht der Abriss. Es war 1951/52 als erster Hotelneubau West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden, steht aber nicht unter Denkmalschutz. Wie der Leiter des Stadtplanungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf, Rainer Latour, im Ausschuss am Mittwochabend berichtete, gibt es eine Bauvoranfrage, die sogar schon Entwurfszeichnungen für die geplante Neubebauung enthält. Der Eigentümer des Nachbargrundstücks „Kempinski Plaza“ (Uhlandstraße 181–183) soll die Anfrage gestellt haben, nicht nur für sein Areal, das Anfang der 90er-Jahre bebaut wurde, sondern auch für das Grundstück mit dem Hotel Kempinski.

Zwar sei auch in der Neuplanung ein Hotel vorgesehen, jedoch in kleinerer Variante und nicht am Kudamm gelegen. Zudem möchte der Investor Neubauten für Büros, Gewerbe, Gastronomie und Wohnen errichten. Laut Latour soll es sich um einen „ernsthaften Kaufinteressenten“ des Kempi-Grundstücks handeln. Auslöser der Überlegungen sei wohl, dass sich das Kempinski wirtschaftlich nicht mehr trage.

„Es ist grundsätzlich positiv, dass auch solche Standorte neu beplant werden. Das zeigt die Vitalität der City West“, sagte Stadtrat Marc Schulte (SPD) auf Anfrage der Morgenpost. Nur um die Marke Kempinski zu retten, könne der Bezirk nicht das in die Jahre gekommene Gebäude erhalten. Das Hotelareal an der Ecke Fasanenstraße mit dem Plaza-Grundstück an der Uhlandstraße verbindet schon heute eine Passage, die Kunden der Geschäfte und des Restaurants La Mano Verde nutzen. In der neuen Planung könnte daraus eine öffentliche Durchwegung zwischen Uhland- und Fasanenstraße mit einem Platz in der Mitte werden.

Das Kempinski-Hotel am Kudamm ist das Gründungshotel der weltweit agierenden Hotelgruppe. Berthold Kempinski betrieb ab 1872 einen Weinhandel in Berlin. 1918 eröffnete Schwiegersohn Richard Unger eine Gastronomie-Filiale am heutigen Standort des Hotels am Kudamm, es war ein Edel-Restaurant für 2000 Gäste. Der jüdische Unternehmer Kempinski gilt als Erfinder der „halben Portion“, seinen Luxus sollten sich möglichst viele Kunden leisten können.

Die Familie musste vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen, der Sohn Richard Ungers kehrte nach Deutschland zurück und eröffnete 1952 das heutige Kempinski am Kudamm. Daraus wurde eine beliebte Unterkunft für Stars aus Berlin und der Welt, von Tina Turner bis Herbert von Karajan. Das Restaurant „Kempi Grill“ galt bis zum Mauerfall als edler Treffpunkt der Stadt, zu den Stammgästen gehörten Harald Juhnke und Sir Peter Ustinov.