Transexuelle aus Krefeld macht Karriere bei der Bundeswehr

Anastasia Biefang wurde als Mann geboren. Nun hat die gebürtige Krefelderin das Kommando über 750 Soldaten in Storkow.

Die 43-jährige Anastasia Biefang ist eine der wenigen Frauen, die bei der Bundeswehr arbeiten.

Die 43-jährige Anastasia Biefang ist eine der wenigen Frauen, die bei der Bundeswehr arbeiten.

Foto: M. Höner

Krefeld. Blond, 1,87 Meter groß, stolz und im Einsatz für Deutschland. Die gebürtige Krefelderin Anastasia Biefang hat seit wenigen Tagen das Kommando über das Informationstechnikbataillon 381 der Bundeswehr, das im brandenburgischen Storkow stationiert ist. Dieses umfasst rund 750 Soldaten, die bei Einsätzen im In- und Ausland die mobilen Datenverbindungen aufbauen und betreiben — einer Art Telekom für die Bundeswehr.

Grundwehrdienst, Offizierslehrgang, Pädagogikstudium und eine Generalstabsausbildung — Biefang hat Karriere gemacht. Die 43-Jährige begann ihre Soldatenzeit im Jahr 1994 — als Mann. Nach außen schien alles in Ordnung zu sein, aber innerlich kam sie in dem ihr fremden, männlichen Körper nie zur Ruhe. 25 Jahre lang ging das so. Bis sie Ende 2014 eine Reise durch Brasilien machte. „Ich musste mich endlich entscheiden, welchen Weg ich zukünftig einschlage, sonst wäre ich daran kaputt gegangen“, sagt Biefang.

Das Erste, was sie nach ihrer Rückkehr machte, war, ihre Männer-Kleidung in den Müll zu werfen. Danach outete sie sich bei der Truppenärztin, den Eltern und dem direkten Vorgesetzten im Ministerium. Sie erfuhr zwar sehr viel Unterstützung, aber der Weg zur Frau war mühsam: Hormontherapie, Trennung von der Ehefrau, schmerzhafte geschlechtsangleichende Operationen. Sicherlich habe es einige Zeit gedauert, bis sie von allen Weggefährten als Frau akzeptiert worden sei, aber die Bundeswehr habe sie zu keiner Zeit fallengelassen oder versteckt. Sie sei nach wie vor sehr glücklich darüber, dass sie sich für einen Beruf bei der Bundeswehr entschieden habe.

Ihre neue Aufgabe bezeichnet sie als spannend und herausfordernd. Sie will alles daran setzen, um den Ansprüchen der Soldaten an eine Vorgesetzte gerecht zu werden. Fairness und Kameradschaftlichkeit seien dabei für sie wichtige Faktoren. Wohnen bleibe sie in Berlin, nur etwa eine Autostunde von Storkow entfernt. Die neue Kommandeurin schaut dabei nicht nur nach Innen, will auch wie ihr Vorgänger Thorsten Niemann die Kontakte mit der Zivilbevölkerung weiterführen.

Offiziell gibt es seit Ende 2014 eine Patenschaft zwischen dem Informationstechnikbataillon und der Stadt Storkow. Unter anderem finden gemeinsame Empfänge oder Veranstaltungen statt. „Bislang war die Akzeptanz in der Bevölkerung immer sehr hoch“, urteilt Thorsten Niemann.

Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) kann dies nur unterstreichen: „Ich gehe davon aus, dass die Zusammenarbeit so super weitergeht und auch die neue Kommandeurin uns weiterhin als Partner ansieht.“ Anastasia Biefang wird am 2. November auf dem Storkower Marktplatz öffentlich auftreten. Dann findet dort das feierliche Gelöbnis der Rekruten statt.

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