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Vor dem Börsengang Facebook experimentiert mit bezahlten Statusmeldungen

Mehr Aufmerksamkeit gegen Geld: Weil Facebook-Meldungen oft unbemerkt bleiben, probiert das soziale Netzwerk jetzt eine neue Funktion aus. Wer zahlt, kann Nachrichten farblich hervorheben und garantiert anzeigen lassen.
Textmarker für Freunde: Nutzer könnten vielleicht bald ihre Statusmeldungen hervorheben

Textmarker für Freunde: Nutzer könnten vielleicht bald ihre Statusmeldungen hervorheben

Foto: SPIEGEL ONLINE

Facebook zeigt Ihnen nicht alle Statusmeldungen Ihrer Freunde an? Glaubt man einem Bericht auf Stuff.co.nz , dann macht Facebook aus dem Mangel gerade ein Geschäftsmodell. Wie mehrere Facebook-Nutzer berichten, bot ihnen der soziale Dienst an, gegen eine kleine Gebühr eine ihrer Statusmeldungen prominent in der Chronik ihrer Kontakte zu platzieren - nicht als Werbung, sondern als "hervorgehobene" Aktualisierung. Diese Nachrichten erscheinen dann oben in der Liste der Statusmeldungen, bleiben dort länger sichtbar und sollen so mehr Kontakte und Abonnenten erreichen. Es soll sogar Tests mit farblich hervorgehobenen Nachrichten geben .

Das Angebot ist echt, bestätigte eine Facebook-Sprecherin: "Wir probieren ständig neue Funktionen in unserem Angebot aus. Dieser Test soll zeigen, wie interessiert die Mitglieder an dieser Methode des Teilens sind." Der Preis wechselt von Mal zu Mal - in einem dokumentierten Fall verlangte Facebook null, ein oder zwei US-Dollar für "Highlight an Important Post; Make sure friends see this." 

TechCrunch.com  ist hin- und hergerissen, was es von diesem Facebook-Experiment halten soll: Facebook müsse dringend Geld verdienen - oder zumindest andeuten, dass es im Notfall irgendwie aus den über 900 Millionen aktiven Nutzern Kapital schlagen kann. Auf der anderen Seite ruiniere so eine Highlight-Funktion den Sortieralgorithmus, auf den Facebook-Mitglieder sich unbewusst verlassen: In meiner Chronik tauchen nur wichtige Nachrichten aus meinem engsten Bekanntenkreis und aus oft von mir besuchten Facebook-Profilen auf. Sollten einzelne Mitglieder sich eine Platzierung in fremden Chroniken erkaufen können, wäre dieses Vertrauen gestört. Facebook spiele mit Feuer: "Das ermuntert all die Newsfeed-Spammer, die von noch mehr Klicks profitieren könnten: Club-Promoter, Musiker, kleine Unternehmen…"

Am Ende bleibt das Problem, dass es mehr Statusmeldungen als Leser gibt: Ein typischer Facebook-Eintrag erreicht laut Facebook  nur 12 Prozent der Kontakte. Aus Nutzerperspektive ist es deshalb Facebooks Aufgabe, aus dem Strom der Nachrichten und Statusänderungen, Bilder-Uploads und Kommentaren die wichtigsten Nachrichten auszuwählen. Das ist eine große Kunst - und Facebook scheitert noch oft daran. Die bezahlten "Highlights" könnten ein nutzerfeindlicher Versuch sein, aus dem Problem Geld zu machen. Oder eine neue Werbeform einzuführen: freundschaftlich nerven.

fko

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