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Phuket vor 20 Jahren und heute – ein Vergleich

Nach 20 Jahren kehrt unser Autor nach Phuket zurück, er sieht Bungalows statt Regenwald. Und wo früher einsame Strände waren, stehen heute Liegestuhlreihen. Doch gibt es auch positive Veränderungen.

Wenn ich die Augen schließe, die Sonne auf der Haut spüre, das Rauschen der Wellen höre, dann denke ich: Eigentlich ist alles wie vor gut zwanzig Jahren, als ich zum ersten Mal am Patong Beach war.

Anna, meine Masseurin fragt mich, wann ich mich durchkneten lassen will. Mona bringt mir frische Ananas. Lek stellt die erste Flasche Mineralwasser auf den kleinen Strandtisch.

Eigentlich… Denn nichts ist mehr so, wie es Anfang der Neunzigerjahre war. Nur die Sonne und das Meeresrauschen sind geblieben. Bis zu sieben Reihen Liegestühle stehen hinter mir, dicht an dicht und schnurgerade wie die Sessel in einem Kino.

Statt wie damals rund 20 Personen sind jetzt schon morgens um zehn Uhr mindestens 2000 Sonnenhungrige am Strand. Anna und Lek haben einen Job im Hotel. Mona verkauft an einem Obststand auf der neuen Strandpromenade.

Dem Massentourismus geopfert

„Patong werden wir dem Massentourismus opfern“, hat mir noch vor dem Tsunami 2004 ein Mitarbeiter des Tourismusministeriums in Bangkok gesagt. Das ist gelungen. Drei Hochhaushotels überragen den einstigen Fischerort. Wo früher Wasserbüffel weideten, steht heute eine Bar neben der anderen.

Die kleine, ungepflasterte Seitenstraße zum Meer ist heute asphaltierte Shopping- und Animiermeile. Ab 18 Uhr ist der Strom der Urlauber so groß, das die Stadtverwaltung die Straße für Autos und Mopeds sperren muss. Umso dichter ist der Umleitungsverkehr auf den zu Einbahnstrecken erklärten beiden Hauptstraßen durch die Stadt.

Es gab zwar einen Gästeeinbruch nach dem verheerenden Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004. Doch auch die Naturkatastrophe konnte die Gästeflut auf Thailands beliebteste Urlaubsinsel nicht stoppen.

Spuren der hier bis zu zwölf Meter hohen Monsterwelle sind heute nicht mehr zu sehen. Neue Palmen, größer als die früheren, wurden entlang des Strandes gepflanzt. Selbst wo nur Kasuarinenbäume standen, wiegen sich heute Palmen in der leichten Brise. Weil Urlauber in den Tropen nun einmal unbedingt unter Palmen liegen wollen, wurden die bis zu zehn Meter hohen Bäume aus einem Wald im Inselinneren hierher verpflanzt.

Europäer in der Minderheit

Vor zwanzig Jahren war in den Strandrestaurants außer der Landessprache vor allem Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch zu hören. Heute sind es Russisch, Chinesisch und Skandinavisch. Europäer sind eine Minderheit geworden.

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Auch alle Ängste, die der Tsunami auslöste, scheinen vergessen. Es sollten keine Hotels mehr gleich hinter dem Strand gebaut werden. Wächter auf Aussichtstürmen sollten vor herannahenden Riesenwellen warnen. Sirenen wurden installiert und Fluchtwege markiert. Inzwischen sind die Türme verwaist. Die Kupferkabel, die die Sirenen mit Elektrizität versorgten, sind geklaut.

Nur die blauen Evakuierungswegweiser erinnern daran, dass hier mal eine Todeswelle Menschen, Gebäude und Straßen überschwemmte. Viele Fluchtwegschilder sind bereits leicht verrostet oder hinter Hecken versteckt. In Kamala, sechs Kilometer nördlich von Patong gelegen, erinnert immerhin ein von Japanern gestiftetes Tsunami-Denkmal an die verheerende Katastrophe.

Überhaupt Kamala. Das im Hinterland gelegene Dorf und sein dazu gehörender Urlaubs-Vorort „Kamala Beach“ waren von allen Orten Phukets am schlimmsten von der Welle betroffen. Mehr als 1400 Einwohner und Urlauber ertranken. Die Holzhütten am Strand sowie die Bungalows und Restaurants an der Strandstraße wurden weggespült.

Am Strand gab es mehr Kühe als Touristen

Hotels gab es vor zwanzig Jahren hier noch nicht. Das erste Resort wurde Ende der 90er-Jahre eröffnet. Über den Strand spazierten mehr Kühe als Touristen. Selbst die rund zwanzig Liegestühle blieben meistens unbenutzt. Die wenigen Touristen, die hierher kamen, bevorzugten die nächste Bucht: Laem Singh, mit goldgelben feinen Sand und malerischen Granitfelsen so schön wie eine Seychellen-Insel und für mich persönlich das idyllischste Stückchen Strand auf Phuket.

Heute stehen auch in Kamala Beach die Liegestühle in Fünferreihen. Hinter dem Strand verläuft eine Promenade mit Dutzenden von Souvenirbuden, Massageständen, Bars und Restaurants. Zwei Dutzend Longtail-Boote warten auf Kundschaft, um sie nach Laem Singh oder eine der kleinen vorgelagerten Inseln zu bringen.

Wo früher Schilf und Mangrovenbäume standen, präsentieren sich heute Hotelbauten und ein schicker Beachclub. Der alte muslimische Bürgermeister erlaubte nur eine Bar und schon gar keinen Massagesalon. Heute kann man zwischen einem Dutzend dieser „Vergnügungsstätten“ wählen, dafür sind weniger Massagestände direkt am Strand.

Es ist kein Platz mehr für die oft betagten und rundlichen Damen, die ihre Massagetechniken meistens von den Müttern gelernt hatten. Jetzt kneten schicke, junge Thai-Damen aus einer der Städte auf dem Festland, wo Massagesalons meistens auch Bordelle sind. Dafür haben sich die Preise mehr als verdoppelt. Eine Stunde kostete hier früher 100 Bath, heute sind es zwischen 300 und 400.

Thai-Food immer noch günstig

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Auch der Währungskurs hat sich zu unseren Ungunsten verändert. Gab es in den 90er-Jahren für zwei D-Mark noch 50 Bath, bekommt man heute für den Euro nur noch 38 Bath. Geblieben sind eigentlich nur die Preise für einfache Currygerichte mit Shrimps oder Fleisch. Sie kosten zwischen 100 und 200 Bath.

Die Straße an der Westküste zwischen Naihan Beach im Süden und Nai Yang Beach im Norden, an der die schönsten Stände Phukets liegen, führte streckenweise durch dichten Regenwald. Heute sind die bis 25 Meter hohen Bäume abgeholzt und die Hügel zugebaut mit Appartement- und Hotelanlagen.

Besonders die Straße zwischen Patong und Surin gleicht mit ihren Serpentinen und fantastischen Ausblicken aufs Meer der Croisette zwischen Cannes und Monte Carlo. Im kleinen, früher stillen und jetzt eher schrillen Urlaubsort Surin Beach wurde ein Beach Club mit weißen Luxusliegen und Himmelbetten eröffnet, wie man ihn früher in Saint Tropez fand. Dafür zahlt man für den Sonnentag hier auch rund 500 Bath und nicht mehr 50 wie 1992.

Doch damals wie heute badeten eine Bucht weiter vor dem Amanpuri-Hotel VIPs aus Hollywood, vor zwanzig Jahren Elizabeth Taylor mit Familie, heute Jennifer Aniston. Damals wie heute dieser himmlischen Anlage treu ist Michael J. Fox, der an „Parkinson“ leidende „Zurück in die Zukunft“-Star, der zuletzt ein Serien-Comeback in Amerika erlebte.

Die Korallengärten wachsen wieder

Manchmal aber scheint die Zeit wirklich stehen geblieben zu sein, wenn man nicht auf die verbauten Berge, die schrillen Lichtreklamen in den Bar- und Ladenstraßen und über die dichten Liegestuhlreihen blickt, sondern nur auf das blaue Meer schaut. Das ist ein Baden in Blau, von türkis bis vergissmeinnichtfarben.

Das Meer wird bis 30 Grad warm. Und bei allen Veränderungen auf dem Festland hat sich im kristallklaren Wasser auch etwas Gutes getan. Die ersten Korallengärten wachsen wieder vor den Felsen am Meer zwischen Kamala und Surin. Hierher sind auch die bunten Tropenfische zurückgekehrt, die sich vor zwanzig Jahren auf die vorgelagerten Taucherinseln von Similan zurückgezogen hatten.

Ganze Fischschwärme tummeln sich zwischen dem nördlichen Ende von Kamala-Beach und Laem Singh.

„Das Mallorca Thailands“ hat ein Tourismusexperte einmal Phuket genannt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Wie auf der spanischen Mittelmeerinsel gibt es in Thailands berühmtestem Urlaubsziel Orte für jeden Geschmack – von Ballermann bis Bade-Paradies.

Der „größte Buddha der Welt“

Wer Party will, fliegt nach Patong, Karon oder Kata. Wer Ruhe möchte, muss zwar etwas suchen. Aber er findet einsame, bis sechs Kilometer lange Strände im Nordwesten am Layan- und Bang Tao Beach.

Wie auf Mallorca gibt es neben den Stränden prächtige restaurierte oder ganz neue Sehenswürdigkeiten, etwa die glitzernde Tempelanlage Wat Chalong oder den „größten Buddha der Welt“, der auf einen Berg zwischen den Urlaubsorten Rawai und Kata gebaut wurde. 45 Meter ragt er in den Himmel.

„Nichts bleibt wie es war“, hat Liedermacher Hannes Wader mal getextet. Wie wahr. Manches verändert sich zum Schlechten, einiges wird kaum anders und manches sogar besser. Ich werde Phuket und seinen Bewohnern die Treue halten. Die Insel in der Andamanensee bleibt immer eine Reise wert.

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