«Tanz dich frei»
Freiheit kann so schön sein, man muss nur vermummt sein

Aarau feiert und Jugendliche fordern damit ein autonomes Zentrum in der Stadt Aarau. Sie wollen Freiheit, über die sie aber selber stolpern. Ein Kommentar zum Geschehenen am Samstagabend in Aarau, der Tanzdemo «Tanz dich frei».

Aline Wüst
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Tanz dich frei in Aarau.

Christoph Voellmy

Es muss ein erhabenes Gefühl sein: Ein paar Klicks im Internet, drei Musikwagen organisieren, vegane Sandwichs streichen und schon hält ganz Aarau den Atem an.

Dann vermummt man sich, wirft Knallpetarden gegen Polizisten, sprüht Pfefferspray in ihr Gesicht, um «ihnen zu zeigen, wie wenig man von ihnen hält». Ach, diese Freiheit.

Man vergleicht sich mit dem ägyptischen Volk, das gegen einen Diktator auf die Strasse ging.

In Aarau gibts zwar keinen Diktator, was solls, die Stadträtin tuts auch. Weg mit ihr! Schliesslich hat man mehr als einmal geschrien, dass man nun subito ein autonomes Zentrum will.

Freiheit kann so schön sein, man muss nur vermummt sein. Denn die Angst, dass Eltern oder Lehrmeister etwas vom Wunsch nach einem autonomen Zentrum erfahren, die muss gewaltig sein.

So gewaltig, dass man dafür andere Rechte mit Füssen tritt. Zum Beispiel die Pressefreiheit.

Während der Kundgebung am Samstag rissen Vermummte einem Fotografen der Aargauer Zeitung die Kamera aus der Hand und zerstörten sie. Einem Videojournalisten sprühten sie Pfefferspray ins Gesicht. Begründung: «Scheiss Medien.»

Wenn die Autonomen schon grosse Vergleiche ziehen, darf nicht unerwähnt bleiben: Medienschaffende anzugreifen, ist auch in Diktaturen beliebt.

Ach, die arme Freiheit. Alle berufen sich auf sie. Sie fordert alle heraus, weil sie für jeden gilt. Damit wird sie schnell zum Stolperstein für die, die sich auf sie berufen und dafür die Freiheit anderer beschneiden.