Tourismuswelt

Kommentar Handelte der Garantiefonds zu spät?

Hanspeter Bürgin

Unser Autor beleuchtet drei entscheidende Punkte im Konkursfall WTA-X Travel AG.

Über die Höhe des möglichen Schadens beim WTA-X-Travel-Konkurs schweigt sich der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche aus. Dass dieser zwischen 4 und 6 Millionen Franken beträgt, will man nicht kommentieren. Dafür betont Geschäftsführer Stefan Spiess, dass mit der Mitgliedschaft von WTA-X Travel und ARG viel Ferien GmbH, beide mit Sitz in Wald/ZH, beim Garantiefonds alles korrekt gelaufen sei. Ob dem wirklich so ist, wird der Stiftungsrat vertieft prüfen müssen. Noch ist die Faktenlage zu wenig eindeutig, um ein abschliessendes Urteil zu fällen. Aber drei Punkte stechen ins Auge und werfen Fragen auf:

  • In der Ankündigung der Insolvenz ist von einer „Geschäftsleitung“ die Rede, die das Gesuch eingereicht hat. Fakt ist: Zu diesem Zeitpunkt gab es am Holdingsitz in Wald weder Personal noch einen Verwaltungsrat. Einziger Ansprechpartner war Jochen Gehlert, der als Delegierter des Verwaltungsrates auftrat, und selber in Wald Wohnsitz hatte. In der Zwischenzeit hat er sich abgemeldet. Anders gesagt: Die Kunden, die über die Schweizer Firmen gebucht hatten, wurden aus Deutschland heraus betreut. Operativ wurden die Firmen in Deutschland geführt.
  • WTA-X Travel war in Wald im Zürcher Oberland als Reisebüro oder –veranstalter völlig unbekannt. Ob die Holding hier Steuern bezahlt hat, war wegen des Amtsgeheimnisses nicht zu eruieren. Dass nun Tausende von Kunden, die online ihre Reisen in Deutschland gebucht haben, die Dienste des Schweizer Garantiefonds in Anspruch nehmen können, ist unter diesen Umständen zumindest fragwürdig.
  • Dass es Zweifel am Geschäftsgebaren der WTA-X Travel AG gab, ist offenkundig, sonst hätte der Garantiefonds die Garantiesumme im vergangenen Jahr nicht um 320'000 auf 800'000 Franken erhöht. Gleichzeitig prüfte er das Geschäftsjahr vertieft und stiess wie die Revisionsstelle auf heikle Punkte. Dem Vernehmen nach hat er bis Ende September dieses Jahres von Jochen Gehlert einen detaillierten Sanierungsplan gefordert. Ohne eine zufriedenstellende Antwort wäre der sofortige Ausschluss geplant gewesen. Diesem ist WTA-X Travel AG um gut zwei Wochen zuvorgekommen, weshalb nun der Garantiefonds für mehrere Millionen Franken geradestehen muss.

Angesichts dieser Faktenlage drängt sich eine Frage geradezu auf: Hat sich der Garantiefonds zu lange hinhalten lassen und zu zögerlich gehandelt?